Warum brauchen wir Mut, wenn wir den Weg des Herzens gehen wollen?
Teisho - Zen-Meister Hinnerk PolenskiYin-Zen Seminar "Mut fassen, den Weg des eigenen Herzens zu gehen" Juni 2017
Wenn wir geboren werden, ist der Unterschied zwischen allem und uns noch nicht da. Wir kriegen diesen Unterschied erklärt, das ist auch wichtig, damit wir uns in dieser Welt bewegen können. Dieses Werden von Ich und Mensch hat einen Preis. Dieser Preis besteht darin, dass man uns erklärt, dass wir nicht alleine sind, aber dieses nicht alleine sein nur im Außen existiert, dass der Sinn von allem nur im Außen existiert. Das was uns ausmacht, so wie wir uns vergleichen mit anderen. So bleiben die Liebe und das Herz darauf beschränkt, dass wir nach außen schauen und es dort suchen. Und dieses Suchen dieses Herzens wird von Gesellschaft zu Gesellschaft unterschiedlich vorgegeben. Solange wir im Außen dieses Herz suchen, verstricken wir uns und unser Durst wird immer größer und unsere Sehnsucht auch. Dieses verstricken im Außen, dieser Durst im Außen, ein Durst nach Status, nach Sexualität, nach Nähe, nach Geborgenheit, nach Liebe, nach Festigkeit, nach Sicherheit wird von tausenden kleinen und großen Institutionen und Ideen ausgenutzt. So funktioniert diese Maschine und wird mehr und mehr zu einem Hamsterrad, in dem wir uns bewegen, indem wir glauben, dies und das zu machen sowie dort und dort hin zu kommen. Am Ende ist dort eine Sehnsucht, die kein Gegenüber findet.
Der Osten lehrt, dass wir diese Liebe nicht suchen brauchen, weil sie überall ist und wir sie sind. Das Zen lehrt, dass wir nur anhalten müssen und in dieses Anhalten unseren Körper mitnehmen, in dieses Anhalten unsere Lebenskraft, in dieses Anhalten unseren Geist, dann öffnet sich von alleine dieses Geheimnis. Das Anhalten braucht Mut. Wenn ihr anhaltet, steht ihr gegen alles, was man euch beigebracht hat, was die anderen tun, die weiter in diesen Hamsterrädern und verschreckt von hier nach dort laufen. Zwar spüren alle, dass kaum einer wirklich weiß wo es hingeht; wir wissen, dass kaum einer Orientierung hat, dass die Herausforderungen im Außen immer verrückter werden und auch fragiler.
Es gibt da draußen keine Lösung, es gibt erst einmal nur ein Anhalten. Es ist ein Anhalten im Herz. Es ist ein Anhalten in Erdung. Die Stille bedeutet, wahrzunehmen. Die Achtsamkeit führt zur Wahrhaftigkeit und die Erdung ist Wirklichkeit, vor der wir Angst haben. So viele Menschen haben Angst vor ihrem Körper, vor der Erde, vor der Wirklichkeit. Deswegen gibt es Alkohol und Drogen und PlayStation und Fernsehen und iPhone und Facebook; alles lenkt uns ab. Dabei sind die Erde und das Leben ein Geschenk. Und in dieser Erde und in diesem Leben ist ein Geheimnis.
Es braucht Mut um anzuhalten in unserem eigenen Herzen, weil dieses Herz nichts braucht. Es braucht keine Anforderung, es braucht keine Bedingung. Kein besser und schneller und höher oder weniger.
Dieses Herz ist jetzt hier.
Jetzt hier.
Es braucht Mut, sich mit seinem Körper zu verbinden und zu verbünden. Die Kraft in uns selber zu spüren, die frei und unabhängig ist von all den Dingen außerhalb von uns. Zu erkennen, dass unser Geist nicht aus einem verwirrenden Strom von Gedanken und Gefühlen besteht, sondern etwas viel Schöneres ist.
Das ist Meditation.
Lasst uns zusammen damit beginnen.
Wir haben gelernt, immer dem ersten Impuls zu folgen: da das iPhone und hier ist es unbequem und da aufstehen und jetzt was trinken, den Fernseher an oder aus, ins Auto oder nicht.
Wir lassen diesen ersten Impuls einfach so sein, ob es ein Gedanke ist oder ein Gefühl. Oder ob unser Knie sich unbequem fühlt oder Energien in uns sich bewegen. Wir lassen diesen Impuls einfach so sein. Dieses sein lassen bedeutet in die Tiefe gehen.
Wer sind wir? Wirklich.
Nicht dieser Impuls, ganz bestimmt nicht.
Das ist Meditation. Zwischen Reiz und Reaktion liegt die Ewigkeit.
Zwischen Impuls und Reaktion, in diesem Anhalten, liegt unser Herz: unberührt, weit, hell.
Das Anhalten in Stille führt zu uns selbst.
Was ist dieses Selbst?
Ich gehe in den Wald, keiner ist mehr da.
Ein junger Mensch kommt zu einem Zenmeister und fragt:
„Meister ich bin neu im Zen. Was ist Zen, was ist der Eingang?“
Und der Meister sagt: „Hörst du den Gesang der Vögel?“
„Ja!“
„Das ist der Eingang,“ antwortet der Meister.
Mut zum Herz. In uns.
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