Cookie Consent by Privacy Policies Generator website Einstellungen ändern

Grundlagen des Rinzai Zen III - Koan

Teisho - Zen-Meister Hinnerk Polenski
Daishin Rinzai Sesshin, März 2017

 

Vor langer Zeit saß der welterhabene Shakyamuni Buddha auf dem Geierberg vor einer großen Versammlung von Menschen. Alle hörten seinen Worten zu. Doch plötzlich schwieg Buddha und hielt eine Blume in die Höhe. Alle wunderten sich. Nur einer mit dem Namen Mahakashyapa lächelte. Der Buddha sagte: „Ich lehre das alles durchdringende Dharma der formlosen Form. Die vollendete Freiheit des Nirvana, die unabhängig ist von Worten, Schriftzeichen und Überlieferungen. Dies übergebe ich jetzt dir. Dies übertrage ich jetzt dir, Makashyapa.“

Grundlagen des Rinzai Zen III – Koan

Das Sitzen in Zazen, das Erforschen des Absoluten, des Unbedingten, der Frage: „Wer bin ich?“ in tiefer, tiefer und tiefer gehender Erfahrung. Mit verschiedenen Übungen. Im traditionellen japanischen Zen an erster Stelle das Hara. Das Hara übend bis die Übung wegfällt und der Übende. Dann in die Dimension des positiven Samadhi, die positive Dimension der Versenkung hineintragen durch Dynamik, durch den Do und durch Samu, durch Tätigkeiten, die einen Rahmen der Übung haben, um das Erfahrene aufleuchten zu lassen in der Tätigkeit.

Deshalb ist in einem japanischen Kloster die Taktrate zwischen auf der einen Seite absoluter Stille und auf der anderen Seite extremer Dynamik. Das ist sehr, sehr anstrengend, weil das Sitzen sehr viel ist, und die Dynamik auch etwas von Akkordarbeit hat, von unglaublich schnellem Agieren. Und diese Schnelligkeit, diese Geschwindigkeit ist genau so, dass in der Tätigkeit, die durchaus sehr anstrengend ist, weil sie körperbezogen ist, den Körper mitnehmend, das Denken dahinter bleibt. Wir überholen quasi das Ego in Power und Dynamik, in der Erfahrung des Zazen, umgesetzt in Dynamik, bis der Funke überspringt. Dies ist der Weg des Schülers in einem Zen Kloster. Der Weg des Schülers auf einem Sesshin. Sesshin, ein Herz.

Nun kommt noch eine andere Komponente hinzu: Ishin Denshin. Die Übertragung von Herz zu Herz. Auch hier gibt es wieder einen genialen Ansatz, nämlich nicht abhängig zu sein nur von einem einzigen Meister und seiner Art, sondern die unendliche Vielzahl aller großer Zenmeister der Zeiten für den Schüler zu öffnen. Gleichzeitig Jiriki, die eigene Kraft - ich gehe meinen Weg aus eigener Kraft -, welches die Voraussetzung ist im Zazen, in der Dynamik, zu erweitern durch den Funken, durch den Blitz der tiefen Einsicht. Die formlose Form ist die Auflösung aller didaktischen Systeme von allen. Die vollendete Freiheit, hier in dieser Welt.

Koan sind unendlich verdichtete Dimensionen von spirituellen Diamanten. Auf Ewigkeit durch den Text und den Meister und die Dharmalinie übertragen und erhalten. Hier gibt es verschiedene Dimensionen, die so verschieden sind wie die Meister in diesen Koan selbst. Es sind verschiedene Aspekte, wo man in diesen Koanwerken später entdeckt, dass ein System dahinterliegt, eine Schule. Und so steigern sich diese Koan, und sie begegnen uns auf verschiedene Art und Weise.

So gibt es einmal die Koan, wo ein Mensch auf einen Meister trifft. Meistens ein Mönch… Oder ein Mönch fragt den Zenmeister So-und-so. Und hier bleibt erstmal der Meister im strahlenden Licht. Hier ist ein Funke, den es gilt zu öffnen. Und dazu gibt es Dokusan. In Japan ist es eine sehr, sehr klare Form. Man kommt ins Dokusan, setzt sich vor den Meister und sagt, zum Beispiel: „Mumonkan Nr. 1“ Und dann ist der Text. Dann wird der Meister eine Frage stellen und wir versuchen eine Antwort. Diese Antwort ist nicht intellektuell. Sie entzieht sich. Sie ist nicht abhängig von Worten, Schriften und Überlieferungen. Sie ist nicht intellektuell transportierbar. Eben genauso wenig wie die vollendete Freiheit selbst. Es ist ein göttlicher Funke, der verdichtet in einem Koan ist, den Meister und Schüler gemeinsam versuchen, zu einer Explosion zu bringen.

Eines der bekanntesten Koan ist dieses, wo ein Schüler fragt und der Meister eine Antwort gibt und dort dieser Diamant ist:

Ein Mönch kommt zum Meister Joshu und fragt: „Hat ein Hund Buddha-Natur oder nicht?“ Joshu antwortet: Mu.

Dieses Koan ist eines der großartigsten, die es gibt. Mein Lehrer Reiko Mukai Osho begann mit achtzehn Jahren dieses Koan und die Vertiefung und sein Weg ist heute immer noch der Weg Mu. Dies ist ein Fortgeschritten- und ein Anfänger- und ein Anfänger- und Fortgeschrittenen-Koan. Es ist großartig. Denn, wenn alles nicht mehr geht, dann geht das immer. Dieses Koan wirft uns komplett auf uns zurück. Das Ganze Gelaber: hier das und Vorgestern jenes; man möchte mit dem Zenmeister gern Kaffee trinken und gesehen werden und all dieser Krempel, den man die ganze Zeit mit sich rumschleppt, wie so ein Bollerwagen voller Wackersteine. Diesen Bollerwagen kann man nicht mit ins Dokusan nehmen. Aber man muss versuchen sich selbst mitzunehmen. Und zwar alles. Und das gelingt nur, wenn erst mal alles weg ist. Was bleibt dann über?

Everything you can watch is not the watcher! Who are you?

Dann kommen Koan, in dem Schüler und Meister aufeinanderprallen. Es sich verdichtet und diese Explosion sich überträgt. Tiefe Einsicht!

Joshu fragte den Zenmeister Nansen: „Was ist der Weg?“ Nansen antwortete: „Der alltägliche Geist ist der Weg.“ „Wie kann ich ihn erreichen?“ fragte Joshu weiter. „Wenn du versuchst ihn zu erreichen, verlierst du ihn!“ sagte Nansen. Joshu: „Wie weiß ich überhaupt was richtig und falsch ist und was überhaupt Weg und Nicht-Weg ist?“ Nansen sagte: „Wissen ist Verblendung. Nicht-Wissen öde Leere. Wenn du in vollkommener Nicht-Zweifel erreicht hast, dann ist es wieder offener weiter Raum. Wo kann es da etwas von richtig und falsch geben?“ Joshu hat eine tiefe Einsicht.

Der alltägliche Geist ist der Weg.

Es ist ein Zusammenprallen, wie die Henne und das Ei und das Küken. Das geht nur zusammen. Der Meister hat nie Bringschuld und der Schüler kann nichts erreichen. Er kann nur wachsen bis die Eierschale sich aufsprengt.

Dann gibt es Koans wo Gleiche sich begegnen. Viel mehr im Hekigan Roku als im Mumonkan, aus dem ich gerade zitiere. Aber auch im Mumonkan gibt es eine wunderbare Begegnung:

Ein junger Mönch geht des Weges und trifft eine alte Frau: „Werte Frau, wo geht der Weg nach Gutai?“ „Geradeaus hin!“ antwortet die Frau. Der Mönch geht geradeaus weiter. Da sagt die Frau: „Wieder so ein feiner Mönch. Der geht da so vor sich hin.“ Der Mönch kommt ins Kloster zurück und berichtet Joshu von dieser Geschichte in Anwesenheit aller Mönche. Joshu sagt: „Ich werde hingehen und diese alte Frau durchschauen.“ Und so begegnet auch Joshu der alten Frau und stellt die gleiche Frage. Die Frau gibt die gleiche Antwort. Später berichtet Joshu den Mönchen: „Ich habe für euch die alte Frau durchschaut.“

Diese alte Frau ist ganz interessant, denn wir treffen sie schon vorher einmal. Anders gesagt, Tokusan trifft sie. Und auch hier nimmt eine Geschichte ihren Lauf.

Was ist hier los?

Und dann gibt es die einsamen, solitäre, in dem nur ein Meister und ein Satz ist.

Nansen sagt: „Geist ist nicht Buddha. Weisheit ist nicht der Weg.“

Unser Geist, unsere Gedanken denken dazu oder auch nicht. Das spielt keine Rolle. Wir kehren wieder zurück zum Zazen. Zum Weg des absoluten Samadhi. Es ist nicht die Frage stellen wir fest: Was ist Geist? Sondern: Was ist mein Geist? Wer bin ich?

Welch ein wunderbarer Weg!

 

Zum YouTube Kanal Zen Kloster Buchenberg- Zen Meister Hinnerk Polenski

Vorträge von Zen-Meister Hinnerk Polenski

(In grün: sichtbar für Mitglieder des Daishin Zen Förderkreis e.V.)

Hara - Was ist Lebensenergie? (Einführung)

Wie verbindet sich Zen und Yoga?

MU ist existentiell

Geführte Meditation vom Zen-Meister: Nur Hören in der Natur

Was ist Körper-Geist-Einheit?

Ist Pippi Langstrumpf eine Zen-Meisterin? - Zen und innere Freiheit

Über Respekt

Die dreifache Mitte des Menschen

Joshus "Spüle deine Schalen"

Meditieren lernen - Atembetrachtung (I)

Angst im Herzen auflösen

Warum wir meditieren sollten

Leidfreie Wirklichkeit Teil II

Über die Übung - Nachhaltigkeit im Alltag

Zur Übung - Von der rechten Haltung zur Stille

Körper - Geist - Schmiede

Meditieren lernen: Der edle achtfache Pfad

Meditieren lernen - Versenkung im Licht

Warum brauchen wir Mut, wenn wir den Weg des Herzens gehen wollen?

Das geerdete Herz - Leben in Güte Liebe Freude und Gelassenheit

Meditation - Erdung und Weite

Grundlagen des Rinzai Zen IV - Das Hannya Shingyo

Grundlagen des Rinzai Zen III - Koan

Grundlagen des Rinzai Zen II - Vom absoluten zum positiven Samadhi

Grundlagen des Rinzai Zen I - Absolutes Samadhi

Der Weg der Mitte in der Übung

Hara - die Erdmitte des Menschen

Rechte Anstrengung - Rechte Versenkung

Das Herz heilen

Was ist Kraft ? (II)- Raumunendlichkeit

Was ist Kraft ? (I)

Rechte Anstrengung - rechte Achtsamkeit - rechte Hingabe

Offene Gesellschaft - Angst ist keineAntwort - Antwort auf Fragen

Angst ist nicht die Antwort

Wenn das Viele zu Leerheit wird...

Wenn das Viele zu einem wird - Teil 2 für Fortgeschrittene

Die acht Jhana-Stufen

Der Weg zur Erfüllung ist die Einheit von Körper und Geist

Kensho ist Wesens-Einsicht, Natur-Einsicht - Hinnerk Polenski

Angst, Furchtlosigkeit, vollendete Freiheit - Hinnerk Polenski

Konzentration und Hingabe

Das Daishin Zen hat ein Zuhause -
Unser Zen-Kloster und Seminarzentrum im Allgäu

Entwickle das Heilsame - der Medizin-Buddha

Der Umgang mit negativen und unheilsamen Gefühlen

Der Weg des Daishin Zen

Kraft und Energie

Wer bin ich - die große Leitfrage des Lebens

Wachstum ist der Sinn des Lebens

Ohne Dürckheim würde es Daishin-Zen heute so nicht geben.

Köstlichster Wein