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Angst ist nicht die Antwort

Teisho - Zen-Meister Hinnerk Polenski
Teisho auf dem Daishin Zen Frühjahrsseshin 2016

 

Ga shaku sho zo sho aku go.  Kai yu mu shi ton jin chi.
Ju shin ku i shi sho sho.  Is-sai go kon kai san-ge.

Begierde, Hass und Verblendung sind die Ursachen unserer fort und fortwirkenden Taten.
Sie treten hervor als Geschöpfe des Leibes, des Mundes und der Gesinnung.
Tiefe Einsicht durchdringt jetzt unser Wesen.

Gier, Hass und Verblendung sind die drei Gifte, die der Buddha benennt. Jede Zeit hat immer ein Dominierendes. Unsere postmoderne Gesellschaft ist dominiert von Angst. Wenn Angst keine Erlösung findet, dann fällt sie in zwei Bereiche: Entweder sie fällt in Depression, das ist Verzweiflung, Resignation, Depression, oder sie fällt in Aggression und Hass. Es ist sehr wichtig zu erkennen, das unter all dem, was heutzutage geschieht, immer eine Schicht darunter liegt, weil viele Menschen, besonders die wenigen, die hier führen, oder woanders führen, diese Felder benutzen, bewusst oder unbewusst. Für uns ist es sehr wichtig, dass wir nicht hereinfallen auf das, was wir zuerst sehen, aber auch nicht stagnieren oder resignieren - das ist nicht die Erlösung aus der Emotion.

Die Menschen werden geboren, und wir werden relativ schnell verstrickt, und die Verstrickung ist immer zuerst eine emotionale, und dann konstruieren wir nach. Und heutzutage ist es wieder leicht, nachzukonstruieren. Man muss also hinter die Fassaden und in sein eigenes Herz schauen und diese Dinge erlösen. In der Natur gibt es drei Reflexe auf Gefahr, und der erste Reflex ist der Angriffsreflex. Wenn dieser nicht möglich ist, dann entsteht der Fluchtreflex. Und wenn der nicht möglich ist, der Todstellreflex, der letztlich aber die Situation nicht löst, sondern Angst erzeugt, bis hin zur Lähmung.

Im Zen geht es darum, sich selber zu befreien. Es geht nicht um Ideologien und es geht auch nicht um das, was richtig und falsch ist in einem historischen Kontext. So gibt es auch keine Patentrezepte, sondern es gibt nur eines, und das ist angemessenes Handeln. Das ist sehr schwer. Es beinhaltet zwei Aspekte: Das eine ist Handeln - wirken, handeln, und das andere ist die Angemessenheit. Häufig ist es so: Wenn wir aggressiv sind, neigen wir dazu, zu aggressiv zu antworten, wenn wir Angst haben neigen wir dazu, zu defensiv zu agieren. Beides ist gleichermaßen zerstörerisch. Wie gehen wir damit um? Was passiert ist nicht neu, es ist die Verstrickung, die wir Menschen erleben, aber wenn diese Verstrickung sehr aktuell ist und sehr bedroht, im großen Gesellschaftlichen oder auch im ganz kleinen, Persönlichen, sei es nur in einer Beziehung, oder wenn wir Angst davor haben, dass unser Partner uns verlässt, oder unser Job nicht mehr funktioniert, oder wir in Rastlosigkeit das Ziel verloren haben und die Freude, dann sollten wir immer dazu neigen, in Stille zu gehen. Manchmal hat man wenig Zeit. Dann reichen vielleicht ein Atemzug... Es ist immer der Versuch, aus der Oberflächlichkeit, aus der Täuschung, heraus zu kommen. Es ist immer der erste Schritt, das sich nicht instrumentalisieren zu lassen, weder von anderen, noch von seiner eigenen Vergangenheit, noch von seiner eigenen Bedürftigkeit.

Rinzai:  Der große Meister ist der Meister der Freiheit. Rinzai Zen ist Freiheit, das höchste Ideal des Rinzai ist Freiheit. Es ist nicht die Freiheit, in der Welt umher zu spazieren, sondern es ist die Freiheit im Herzen, die Freiheit im Handeln, die Freiheit im Sein.

In den Klöstern Japans wird gelehrt: tiefe Stille im Zazen, und außergewöhnliche Dynamik außerhalb des Zazen. Oi Saidan Roshi, der jetzt 101 Jahre alt geworden ist, pflegte auf die Frage: Was ist Zen? zu antworten: Action, Action!...

Wie finden wir einen Weg in dieser Verstrickung, im inneren und im äußeren? Wenn ich handeln und wirken soll, brauche ich Orientierung, denke ich... Nein, ich brauche Klarheit. In Japan putzt man den Boden. Ich brauche erst mal nur die Klarheit, dass das, was ich tue nur das ist, was ich tue, und nichts anderes. Und das ist das Sein. Ob das mühevoll ist oder angenehm. Wir dürfen in den Dingen nicht von zu hoch nach unten gehen. Alles ist sehr viel einfacher, als wir denken.

Kommen wir in Klarheit, kommt unsere Welt in Klarheit. Wenn der Geist still wird, wird die Welt wahr. Das heißt nicht, das sie unkompliziert in der Art ist, dass das alles einfach ist und nett. Es kann sein, dass es angemessen ist, zu handeln; dass es bedeutet, dass man harte Grenzen setzen muss, oder hart arbeiten, oder sich einer sehr unangenehmen Sache stellen, aber es ist immer der Versuch, so zu handeln, dass es heilsam ist.

Suche das Heilsame. Meide das Unheilsame.

Das ist das Recht der Zufluchtnahme zur Schülerschaft. So ist Zen eine Umwertung unserer Betrachtungsweise. Das Recht, dem Heilsamen zu folgen und auch das Recht, das Unheilsame zu meiden, und das Recht auf Meditation, die Stille, und mehr und mehr diesen Unterschied zu erkennen.

Lasst uns gemeinsam in diese Stille vordringen. Lasst uns erforschen, ob diese Welt wirklich nur aus so einer Verstrickung von Emotion besteht, und unsere Meinung und Dafürhalten, oder... ob es noch etwas anderes gibt, was uns ausmacht und unsere Welt? Lasst uns versuchen, in Stille zu kommen und zu erforschen, was uns daran hindert, und die Mittel im Zen zu öffnen, die angemessenen Mittel, die richtige Übung für uns, um noch tiefer in Stille zu kommen. Lasst uns zusammen auf eine Forschungsreise gehen.

Wer bin ich? Wer sind wir und was ist meine Welt?

Sitzen in Kraft und Stille!

 

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